Veranstaltungsbericht „Welchen Schutz Gegen Zentralbanken“

Zentralbanken

Von Marc Bettinger – Am Donnerstag fand in Zürich im Zunfthaus zur Waag die Veranstaltung „Welchen Schutz gegen Zentralbanken“ des Liberalen Instituts statt. Der grosse Zunft-Saal war bis zum Bersten gefüllt als Instituts-Direktor Pierre Bessard um 18:30 Uhr das LI-Gespräch eröffnete. Er verwies auf die brennende Aktualität der Thematik speziell im Hinblick auf Zypern und sah das Infragestellen des Papiergeldsystems als äusserst wichtige Aufgabe liberaler Denker. Schliesslich hätten liberale Ökonomen schon vor 100 Jahren davor gewarnt das Papiergeld zu einer künstlichen Kreditexpansion und den damit verbundenen Krisen führen würde. Er zitierte auch Wilhelm Röpke der vor vielen Jahrzehnten folgendes zum Geldmonopol äusserte:

„Man darf die Behauptung wagen, dass selten eine Regierung die unbeschränkte Macht über das Geld besessen hat, ohne sie zu missbrauchen.“

Mit diesen unmissverständlichen und klaren Worten stellte er die Referenten des Abends vor und leitete zu Michael Rasch über. Die Grundlage seines Referats bildete sein zusammen mit Michael Ferber verfasstes Buch „Die heimliche Enteignung: So schützen Sie Ihr Geld vor Politikern und Bankern“. Auch er kam auf Zypern zu sprechen und sprach von einer ordnungspolitischen Verwirrung Brüssels, tatsächlich Kleinanleger melken zu wollen, bevor Aktionäre oder Schuldner der bankrotten Banken belangt würden. Er kam danach auf den Kern seines Referats zurück, die „heimliche Enteignung“. So zeigte er klar auf, dass wenn man die Zinserträge der Staatsanleihen für Deutschland, die USA und UK mit den Inflationsraten vergleicht, die Realverzinsung negativ ausfiel in den letzten Jahren. Mit Tabellen über den Zinseszinseffekt über viele Jahre wies er nach, wie verheerend so ein Resultat für Sparer ausfiele.

Wie konnte es soweit kommen, schliesslich hätten die meisten Zentralbanken als Primäraufgabe die Geldwertstabilität? Generell sieht Rasch das Problem darin, dass Zentralbanken seit der Greenspan-Ära versuchen würden über Geldmengenausweitung und Niedrigzinspolitik Rezessionen zu verhindern. Die Leitzinsen der Zentralbanken hätten in den letzten Jahre meist unter der Taylor-Regel gelegen. Dabei hätten die niedrigen Zinssätze erst entscheidend zur Finanzkrise beigetragen. Als Sündenfall bezeichnete er auch den massiven Kauf von Staatsanleihen durch die Zentralbanken. So würden in den UK bereits 80% aller neuen Staatsanleihen von der Zentralbank aufgekauft werden. Er zeigte auch auf, dass gemessen am jeweiligen BIP, die SNB ihre Bilanz am meisten aufgebläht hatte, nicht Fed, EZB oder Bank of England! In einer Graphik stellte er dar, wie sich die Geldmenge M0 (Geldbasis) der Zentralbanken seit der Finanzkrise ausgeweitet hätte. Allerdings hätte sich die Geldmenge M2 bisher nur unwesentlich erhöht, auch da die Geldumlaufgeschwindigkeit stagniert hatte. Sollte sich dies ändern ist die Gefahr allerdings gegeben, dass es zu einer stark inflationären Entwicklung kommen könnte.

Er sieht bei den Notenbanken zwei Hauptgründe für die aktuelle Niedrigzinspolitik:

-Versuch der Erzeugung von Wachstum mit der Brechstange

-Hohe Staatsverschuldung, so wäre Japan bereits bei 3% Realverzinsung sofort bankrott

Er kam dann auf die Problematik der demokratischen Wohlfahrtsstaaten zu sprechen, bei denen die Politiker primär zwei Wählergruppen zu überzeugen hätten:

-Die Empfänger staatlicher Leistungen, die ein Interesse daran hätten weiter subventioniert zu werden

-Die Steuerzahler, die ein Interesse an niedrigen Abgaben hätten

Die Lösung bestand darin beide Interessensgruppen einigermassen zufrieden zu stellen und die Staatsverschuldung zu erhöhen um die eigene Wiederwahl nicht zu gefährden.

Basierend auf diesen Fakten sieht er die finanzielle Repression (also negative Realverzinsung) als das wahrscheinlichste Szenario für die nächsten Jahre, wodurch die Schuldenlevels der Staaten real sinken könnten. Er übergab dann an den Mitautor Michael Ferber der mit einem Zitat von Henry Ford startete:

„Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“

Die meisten Leute würden das Finanz- und Geldsystem nicht verstehen und hätten daher beim Anlageverhalten grosse Defizite. Er ging auf verschiedene mögliche Zukunftsszenarien ein und stellte die dabei sinnvollsten Anlagemöglichkeiten vor:

Deflation: In einer Deflation würden vor allem Bankguthaben und sichere Anleihen profitieren. Auch Gold würde real wohl steigen, als sicherer Hafen. Aktien und Sachwerte würden zu den Hauptverlierern zählen.

Höhere Inflation: Wieder streute Ferber ein gutes Zitat ein, dieses Mal von Helmar Nahr:

„Inflation ist ein periodisch wiederkehrender Beweis für die Tatsache, dass bedrucktes Papier bedrucktes Papier ist“

In einem solchen Szenario würden Anleihen und Sparanlagen stark an Wert verlieren. Nur Immobilien und Gold würden „glänzen“.

Hyperinflation: Ferber verwies auf Papiergeld in Schubkarren, Bilder wie wir sie aus der Hyperinflationszeit in Deutschland 1923 kennen. Immerhin hätte es dreissig Hyperinflationen (Inflationsrate von über 50% pro Monat) bisher gegeben. Derzeit befindet sich der Iran in einer Hyperinflation. Die Hyperinflation ist für Sparer mit Abstand das schlimmste Szenario. Selbst Aktien hätten während der Hyperinflation in Deutschland 2/3 Kaufkraftverlust erlitten. Nur Immobilien und Gold könnten hier profitieren, allerdings ist mit staatlicher Repression zu rechnen (Goldverbot, Hauszinssteuer etc.). Deshalb wäre bei Gold der Aufbewahrungsort entscheidend.

„Durchwurstelszenario“ (finanzielle Repression): Dieses Szenario hielten die beiden Autoren für am Wahrscheinlichsten. Anhaltende Interventionen der Regierungen, gelegentliches Aufflackern von Peripheriekrisen verbunden mit hoher Arbeitslosigkeit, geringem Wachstum und negativer Realverzinsung. Sparbücher und Festanlagen würden leiden. Lebensversicherungen werden über gesetzliche Vorgaben dazu gebracht trotzdem Staatsanleihen zu kaufen. Gold und Aktien hingegen könnten wohl weiter profitieren, sowie teilweise Immobilien.

Nächster Referent war Thomas Jacob, der seine Idee der Goldmünzwährung als Parallelwährung zum Schweizer Franken vorstellte. Er gestaltete seinen Vortrag sehr anschaulich und stets mit einem Augenzwinkern versehen.

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